Episoden von einem großartigen Planeten

Kategorie: Simmilieren (Seite 1 von 1)

Guernsey

Das soll mal jemand verstehen mit diesem Großbritannien! Wie die anderen Kanalinseln ist auch Guernsey weder Teil des Vereinigten Königreichs noch dessen Kronkolonie, sondern Kronbesitz – und damit direkt der Queen unterstellt. Offiziell gilt es als Vogtei, ein mittelalterlicher Begriff, der anderswo in Europa längst verschwunden ist und nur noch ab und an in Geschichtsbüchern auftaucht. Guernsey hat ein eigenes Parlament, dessen Vorsitzender Bailiff genannt wird und sozusagen der …

… Inseloberbürgermeister ist (wobei weder Juristen noch die Menschen auf Guernsey das so durchgehen lassen würden). Zur Guernsey-Vogtei gehören auch noch die Nachbarinseln Alderney und Sark, die allerdings weitgehend autonom sind – Alderney besitzt ein eigenes demokratisches Parlament, Sark ist eine Art Feudalstaat unter der Herrschaft der Seigneurs of Sark. Garantiert gibt es in Großbritannien einen eigenen Zweig der Juristerei , die sich ausschließlich mit diesen verzwickten Verflechtungen beschäftigt. Und da haben wir jetzt die möglichen Folgen des Brexits noch genauso unerwähnt gelassen wie auch die Sache mit den Steuern.

Muss einen übrigens alles nicht interessieren, wenn man auf Guernsey ankommt. Ist sehr hübsch dort.

Slippery when wet

Über 400 Brücken gibt es in Venedig, und die allermeisten von ihnen geben keinen Anlass zur Sorge. Natürlich sind viele steinalt und müssen ab und und an repariert werden. Ansonsten muss man sich aber nicht um sie kümmern. Zumindest nicht, wenn man in Venedig zuhause ist. Eine echte Venezianerin könne über die Brücken ihrer Heimatstadt gehen, während sie ein Buch lese, heißt es, hinauf auf der einen, hinunter auf der anderen Seite (natürlich können das auch Venezianer, aber die telefonieren beim Gehen lieber). Bloß eine einzelne Brücke in ihrer schönen Stadt fürchten die Einheimischen: Die …

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Jahreswechsel

Manchmal, wenn ich das ewige Gemecker höre über unfähige Politiker, ahnungslose Ämter, verspätete Züge, zu milde Wintertage, zu kalte Wintertage, unwissende Lehrer, zugestaute Autobahnen, arrogante Ärzte, gesteuerte Medien, überteuerte Pizza- und Benzinpreise, chaotische Impfterminvergaben, zu lange Wartezeiten auf der Post und beim Zahnarzt und beim Check-in am Flughafen und beim Warten auf die Playstation 5, zu leere Fußballstadien und zu volle Terminkalender, zu wenige Parkplätze und zu viele Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den Autobahnen – manchmal denke ich dann an Reisen in andere Länder dieser Welt.

Und daran, wie verdammt gut es uns eigentlich geht.

Habt einen guten Rutsch!

Affenkönige

In der Podcastfolge „Der Affenzirkus von Shimla“ (#005, gleich unter dem Text hier) dreht sich alles um das gewaltige Chaos, das 20.000 Affen rund um die Uhr in der nordindischen Stadt am Rande des Himalajas anrichten. Bei der Recherche vor Ort habe ich mit etlichen Menschen gesprochen, die versuchen, sich die Affen irgendwie vom Leib zu halten – die meisten haben längst resigniert: What to do, what to do? Natürlich wollte ich auch eine offizielle Stellungnahme. Dazu bin ich in die Stadtverwaltung (in deren Treppenhaus mir – ja, genau: ein Affe entgegenkam, und zwar mit einer …

Türen

Es gibt Momente im Leben, in denen öffnet sich eine Tür. Manchmal sieht man sie schon von weitem, manchmal aber steht man völlig unerwartet vor ihr, zu einem Zeitpunkt und an einem Ort, an dem man überhaupt nicht mir ihr gerechnet hat.

Und dann? Nicht immer wird man sich trauen, durch die Tür hindurchzugehen. Aber sie öffnen und nachzusehen, was einen auf der anderen Seite erwarten würde: Zumindest das sollte man immer machen.

Blau

Wenn ich das richtig weiß, gab es früher kein Wort für blau – erst kurz vorm Mittelalter entstand blao, was im Althochdeutschen soviel wie schimmernd bedeutete. Wahrscheinlich heißt der blaue Himmel auch seit damals erst blauer Himmel (in den Jahrhunderten davor haben die Menschen wahrscheinlich so was gesagt wie: „Sire, sehen Sie nur! Kein einzig‘ Weiß am Firmament!“)

Hier im Rhein-Main-Gebiet sah der Himmel bis vor kurzem nur selten aus wie auf dem Foto. Wir haben hier ziemlich oft Hochnebel, oder es ist diesig, oder der eigentlich makellos blaue Himmel wird von all den Flugzeugen durchschnitten, die in Frankfurt im Minutentakt starten oder landen. Aus gegebenem Anlass passiert das in diesen Wochen ja eher seltener, und weil da oben sich außerdem mehrere meteorologische Variablen aufs Glücklichste zusammenfügen, steht man morgens auf, schaut aus dem Fenster und – genau.
Jeden Tag. Seit Wochen. Klarheit, absolute.
Immerhin dort oben.

Perspektivenwechsel

Wie im übrigen Leben ist natürlich auch beim Reisen vieles eine Frage der Perspektive – die Welt sieht aus der Sicht eines Falken eben anders aus als aus der Sicht einer Kröte … ist ja klar, weiß jeder …Und trotzdem denken wir alle viel zu selten daran, auch mal die Perspektive zu wechseln, oder? Müsste man viel öfter machen! Sich mal auf den Bauch ins Gras legen und den kleinen Käfern dabei zusehen, wie sie die Halme rauf und wieder runter flitzen. Oder auch nur mal in die Hocke gehen, um sich die Welt mal aus der Perspektive seines Hundes anzuschauen -doch! Die sieht dann anders aus! Und natürlich könnte man auch mal wieder auf nen Baum klettern für die Eichhorn-Perspektive, aber da rate ich dann doch eher von ab …zumindest ab einem gewissen Alter.

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