In lockerer Auswahl: Passagen aus meinen Notizbüchern, die es nie aus meinen Notizbüchern hinaus geschafft haben. Unbearbeitet, aus dem Zusammenhang gerissen, manchmal reichlich wirr. Heute: Dunxiong, Tibet.

>> Was ein schreckliches Kaff! Zugeschissen, zugemüllt, auf dem kaum erkennbaren Gehsteig kommen einem Kühe entgegen, die in jenem Moment Durchfall bekommen, in dem man sich an ihnen vorbei zwängt. Zum Glück geht es morgen Früh früh weiter!

Wobei: Fast wäre es sofort weiter gegangen, mein armer Fahrer hatte schon Sorgenfalten auf der Stirn. Im ersten, gähnend leeren Hotel kennt man mich nicht – „Keine Reservierung! …

… Keine Zimmer frei! Hochsaison!“ -, im zweiten gibt es ein Zimmer, aber auch nur Dank Buddhas Gütigkeit, bei geschätzten 817 Brandflecken auf Teppich, Polster und Bettdecke hätte dieses Haus eigentlich längst abgebrannt sein müssen. Über dem Toilettendeckel spannt sich eine „Sterilized!“-Banderole. Der Gast vor mir hat trotzdem nicht abgezogen.

Keines der Restaurants an der Hauptstraße sieht auch nur halbwegs vertrauenswürdig aus. Der komplette Ort hat eine Einheitsbeschriftung bekommen, grüner Hintergrund, gelbe Buchstaben, es locken „Friendly Harmony Kitchen“ und „Food Court Happy Paradise“. Zum Glück hat der Supermarkt noch auf. Die Verkäuferin macht Licht und geleitet den Kunden durch die Regalreihen, wobei sie die offensichtlichen Highlights im Sortiment antippt: Damenbinden, Fertigsuppen, Energiesparlampen. Am Ende verkauft sie Chips und Bier, ist ein gesundes Leben auf so einer Tibetreise. Jetzt muss man nur noch das Yak aus der Eingangstür schieben, und bald schon ist man zurück in seinem lieblichen Hotelzimmer.

Das in der Zwischenzeit leider ein zweites Mal vermietet worden ist: Auf dem Bett zwischen den Brandflecken sitzt ein chinesisches Pärchen. Für die beiden findet sich aber auch noch ein freies Zimmer, ganz bestimmt.