Es gibt nicht viele Orte auf dieser Welt, an denen man die Kraft der Erdgeschichte so gut nachvollziehen kann wie auf Santorin, wo man von jedem Aussichtspunkt hinab in den Krater jenes Vulkans blickt, der diese Insel einmal war. Man muss noch nicht einmal ein Luftbild bemühen oder auf eine Landkarte schauen: Was hier passiert ist, damals, vor 3500 Jahren – das kann man sich …
… auch bei einem Frühstück am Rande dieses Kraters ziemlich gut vorstellen. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten brach Santorin, der Vulkan, damals aus. Lava, Gase und das Meerwasser schaukelten sich gegenseitig zu immer heftigeren Reaktionen auf, Steine, Asche und Lava schossen hoch hinauf in der Himmel, und mit ziemlicher Sicherheit gab es einen Tsunami, der über das Mittelmeer rollte und große Schäden an entfernten Küsten anrichtete. Die Wissenschaft in ihrer bestimmt notwendigen, manchmal allerdings kaum zu ertragenden Sachlichkeit nennt dieses Ereignis „Minoische Eruption“. Auf der Insel blieb dabei kein Stein auf dem anderen, und als alles vorbei war, war das alte Santorin verschwunden. Seine Reste sind jenes Santorin, das wir heute kennen.
Das ist der Grund, weswegen keine andere Insel der Ägäis – und möglicherweise keine andere Insel der Welt – einen derartigen Ausblick bietet. Santorin ist geformt wie ein umgekehrtes großes C, mit dem Meer in der Mitte. Früher war Santorin einmal ein großes O, aber bei dem Vulkanausbruch damals brach ein Drittel des Bergrandes weg und das Wasser rauschte in das große O, das seitdem nur noch ein großes C ist. Oben an den Rand des Kraters krallen sich nun Postkarten-Orte wie Fira und Oia mit ihren verschachtelten, übereinander gestapelten Häusern. Und egal, wo man auf dieser Inselseite unterwegs ist: Der Blick in die Tiefe ist atemberaubend.
Santorin steht im Mittelpunkt der neuen Podcast-Folge von „Tracks & Travels – Episoden von einem großartigen Planeten“. Es ist die #22.