gestern war ich in Eurem Forst, zum Wandern, passenderweise an einem Tag, an dem uns allen abends in den Nachrichten erklärt wurde, wie beschissen es um den Wald bestellt ist. Dazu später noch ein bisschen mehr – jetzt aber erst einmal das hier:

Na, was haben wir denn da? Ein kleines Fichtelein haben wir da. Ganz jung noch, man muss schon genau …

… hinsehen, sonst sieht man es nicht. Das Wild entdeckt es natürlich sofort, deswegen muss jede kleine Fichte mit einem großen Verhau geschützt werden. Von diesen grünen Schutzsäulen stehen Tausende in Eurem Wald.  Wahrscheinlich sogar Zehntausende. Und in jeder einzelnen wächst: eine kleine Fichte heran.

Habt Ihr eigentlich gar nichts gelernt in den letzten Jahren? Habt Ihr noch immer nicht begriffen, dass Eure elenden Nadelholz-Monokulturen mit Schuld sind an diesem Disaster, das sich da gerade in unseren Wäldern abspielt? Dass jede sorgfältig in Reih und Glied gepflanzte Fichtenschonung eine Einladung an den Borkenkäfer ist – und was da an Insekten in den kommenden Hitzejahren noch alles bei uns eingewandert kommt? Und wäre nicht gerade jetzt Zeit, um nachzudenken, ob jeder nachgepflanzte Baum unbedingt wieder eine Fichte sein muss? 

Aus dem gestern veröffentlichten Waldzustandsbericht 2020 geht hervor, dass 79 Prozent aller Fichten in Deutschland krank oder schwer krank oder eigentlich schon hinüber sind (falls Ihr das versäumt habt, weil Ihr junge Fichten pflanzen musstet: Hier konnt Ihr Euch den anschauen). Den anderen Bäumen geht es auch nicht besser. Dürre, Sturm und Borkenkäfer setzen allen heimischen Arten zu. Und Ihr? Lächelt mitleidig über die Versuche französischer Waldbesitzer, die mit Libanon-Zedern experimentieren oder mit anderen Arten aus Gegenden, in denen es schon länger ein bisschen heißer und ein bisschen trockener ist.

Müsst ihr nicht machen, ist ja alles nicht so schlimm, und der Klimwandel ja auch noch ganz weit weg. Oder, um es – abgewandelt – mit Groenemeyer zu sagen: Pflanzt Ihr nur Eure Fichten.