Über 400 Brücken gibt es in Venedig, und die allermeisten von ihnen geben keinen Anlass zur Sorge. Natürlich sind viele steinalt und müssen ab und und an repariert werden. Ansonsten muss man sich aber nicht um sie kümmern. Zumindest nicht, wenn man in Venedig zuhause ist. Eine echte Venezianerin könne über die Brücken ihrer Heimatstadt gehen, während sie ein Buch lese, heißt es, hinauf auf der einen, hinunter auf der anderen Seite (natürlich können das auch Venezianer, aber die telefonieren beim Gehen lieber). Bloß eine einzelne Brücke in ihrer schönen Stadt fürchten die Einheimischen: Die …
… Ponte della Costituzione in der Nähe des Bahnhofs ist eher Kunstwerk als Brücke – und leider ziemlich rutschig. Ihr Architekt Santiago Calatrava hat ihr einen gläsernen Boden verpasst, was sie grazil und beinahe schwerelos erscheinen lässt. Leider kann Glas aber auch sehr glatt werden, vor allem, wenn es nass ist. Wozu in Venedig ja genügend Gelegenheit besteht.
Auf jeden Fall scheinen sich die Leute auf der Ponte della Costituzione offenbar reihenweise hinzulegen. Die New York Times hat darüber berichtet und eine ganze Schar wütender Senioren aufgetrieben, die alle schon gestürzt sind und sich dabei bös verletzt haben. Das sei keine Brücke, sondern eine Falle, beschweren die sich, die Brücke mache sich zwar gut in Architekturzeitschriften, aber sie müssten morgens zum Markt und kämen schwer beladen wieder zurück, und da sei die gläserne Brücke eben nicht sehr praktisch. Und überhaupt: Ein venezianischer Architekt würde so etwas nie bauen, niemals!
Offenbar war Volkes Zorn irgendwann nicht mehr zu überhören, jedenfalls wird der Glasboden der Ponte della Costituzione jetzt ausgetauscht und durch einen rutschfesten Steinbelag ersetzt. Das Foto oben hab ich übrigens an einem Nieselregentag im vergangenen Dezember geschossen. Als ich von der Brücke gehen wollte, bin ich ausgerutscht und konnte mich gerade noch so festhalten.