Die da oben auf dem Foto – das sind die berühmtesten Moai auf Rapa Nui, von dem ja die aktuelle Podcast-Folge handelt. Die 15 Figuren stehen nebeneinander an einer Bucht, in deren Nähe einer der drei oder vier Straßen verläuft, die es auf der Insel gibt. Ich bin irgendwann am Nachmittag an dieser Reihe vorbei, hab mich orientiert und festgestellt: Das wäre ein toller Spot für den Sonnenaufgang.
Problem bei der Sache: Ich hatte kein Auto, und zu Fuß …
… war es vom Hotel aus viel zu weit. Aber es gab ja Mountainbikes für die Gäste! Also bin ich zur Rezeption und hab ein Rad reserviert für den nächsten Morgen, was kein Problem war (wer braucht auch schon ein Rad um diese Uhrzeit?) Leider stellten die nette Leute an der Rezeption und ich dann gemeinsam fest, dass die Fahrräder keine Beleuchtung hatten, also hinten nicht, und vorne auch nicht. Nun ist auf den Straßen Rapa Nuis schon tagsüber nicht viel los, und ich konnte mir vorstellen, dass morgens vor Sonnenaufgang überhaupt niemand unterwegs sein würde, aber leider ist es auf einer kleinen Insel mitten im Pazifik nachts genau so dunkel, wie man sich das vorstellt. Und natürlich war Neumond, war ja klar. Das sei aber doch alles kein Problem, meinten die netten Menschen an der Rezeption (des Explora-Hotels, wo es überhaupt angesprochen famos war, ich poste demnächst mal noch ein paar Fotos). Eine Taschenlampe wurde organisiert, und doppelseitiges Klebeband, und schon war ein respektabler Scheinwerfer montiert.
Der am nächsten Morgen etwa zwanzig Sekunden funktionierte. Dann war ich auf der abschüssigen Schotterstrecke vom Hotel hinunter auf die Straße in irgendein Schlagloch geraten, das Licht erlosch, und das nächste, an das ich mich erinnere, war meine Vollbremsung vor einem dunklen Schatten, den ich in der letzten Nanosekunde Helligkeit noch registriert hatte. Der Schatten gab ein erschrockenes Schnauben von sich und stakste davon. Auf Rapa Nui gibt es ja 7.000 Pferde, aber warum von denen nachts unbedingt eins auf einem hässlichen Schotterweg stehen und träumen muss – die Welt ist eben noch immer voller Geheimnisse.
Dazu zählt auch die Frage, warum ich am Ende des Schotters dann nach rechts auf die Straße abgebogen bin. „Einfach den Weg runter, dann LINKS, und dann immer der Straße folgen“ – simpler und eindeutiger kann eine Wegbeschreibung nun wirklich nicht sein. Bemerkt hab ich meinen Fehler erst, als es in finst`rer Nacht plötzlich auf der völlig falschen Inselseite zu dämmern begann. Ich hab gestoppt, umgedreht und bin in die andere Richtung los. Schön langsam natürlich, ich hatte ja kein Licht. Nach einer Weile kam ich an dem Schotterweg vorbei, der hinauf zum Hotel führte. Das Pferd stand jetzt auf der Straße.
Als ich an den 15 Moais ankam, wurde es gerade hell. Und obwohl ich eigentlich damit gerechnet hatte, dass jeden Moment ein Besucher-Shuttle vom Hotel kommen würde („Ach, hatte Ihnen das niemand gesagt, dass wir da auch hinfahren?“) hatte ich die Stauen tatsächlich für mich. Es war ein magischer Morgen.
An der Rezeption hat man mich später überschwänglich freundlich begrüßt. Wahrscheinlich waren die aber alle bloß erleichtert, dass ich unfallfrei zurück war. Die leeren Batterien an der Taschenlampe haben sie dann ganz schnell ausgetauscht.