Bei der Durchsicht des Fotomaterials zur Podcast-Episode „Der große Wirrwarr von Ladakh“ ist mir aufgefallen: Das war eine der ersten – ich glaube, sogar die allererste – Reise mit digitaler Kamera. Eine einfache Sony Ixus mit 2 MP und sehr geringer Akkulaufzeit, was damals aber …
… alles egal war, weil: digital!
Plötzlich konnte es einem egal sein, wie viele Dia-Filme man dabei hatte, weil auf die 500 Mb-Speicherkarte ja gaaanz viele Aufnahmen passten – die man abends im Hotel sogar wieder löschen konnte, wenn man zusätzlichen Platz brauchte. Man konnte sich nämlich anschauen, was man fotografiert hatte – das Ding hatte hinten auf der Rückseite einen kleinen Monitor! Und auf dem konnte man sich nicht bloß selbst die Fotos ansehen – man konnte sie auch den Leuten zeigen, die man einen Moment zuvor fotografiert hatte! Ich weiß noch gut, wie sich damals jedes Mal ein kleiner Menschenauflauf um einen herum bildete, wenn man das machte. Und wie kompliziert es war, den Leuten zu erklären, dass sie sich zwar auf dem kleinen Bildschirm betrachten konnten, es aber dennoch keine Möglichkeit gab, das Foto von ihnen irgendwie da heraus zu bekommen und ihnen mitzugeben.
Plötzlich, mit einem Schlag, hat man anders fotografiert. Man hat sich Dinge getraut, die man früher nie versucht hätte, weil: Wenn man hundert Diafilme mit auf eine Reise nahm, verschwendete man nicht zwei davon, um irgendeine Bewegungsunschärfe im Laternenlicht einer Dorfstraße perfekt hinzubekommen. Jetzt aber hatte man 500 MB Platz auf einer Speicherkarte, und wenn man wollte, konnte man sogar zwei davon mit auf die Reise nehmen oder sogar drei. Es hieß sogar, dass man die Fotos von dort mit Hilfe eines speziellen Adapters auf sein Notebook ziehen könnte, wo man sie dann noch besser sehen würde!
In Ladakh hatte ich weder so einen Adapter dabei noch ein Notebook. Die Fotos von damals wirken zwanzig Jahre später naiv bis hilflos. Finde ich nicht schlimm. War ja das allererste Mal.