Im japanischen Nara leben 1200 Hirsche in einem Park mitten in der Stadt. Sie werden dort verehrt und wissen das ganz genau; deshalb machen sie, was sie wollen. Die Stadt hat sieben Tempel und Schreine, die auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste stehen – die allermeisten Besucher aber kommen wegen der Hirsche. Und füttern sie mit Keksen (das „kukki o kudasai!“ aus dem Episodentitel heißt: …
… „Gib mir einen Keks!“) Soviel Begeisterung hat natürlich Folgen. Kann man sich ja vorstellen.
Die Hirsche von Nara haben eine eigene Website, deren volle Schönheit sich aber nur demjenigen erschließt, der Japanisch lesen kann. Die leicht verstörenden Fotos, die dort eingeblendet werden, zeigen keine Wilderer, sondern Fachkräfte, die Naras Hirschen die Geweihe stutzen, damit nicht so viele Influencer verletzt werden:
Die Stadt Nara betreibt eine wesentlich praktischere Website. Auf der sieht man: Ey, die haben da tatsächlich noch was anderes als diese Hirsche:
Die BBC hat neulich über einen Geschäftsmann berichtet, der spezielle Reis-Papiertüten herstellt, in denen Besucher ihre Snacks (und die für die Hirsche) mit in den Park bringen sollen. Offenbar kommt es immer wieder vor, dass picknickende Familien und Paare von den Tieren überrascht werden und bei ihrer Flucht vor den furchterregenden Bestien Plastiktüten mit Essen liegen lassen. Und offenbar fressen die Hirsche anschließend nicht nur den Inhalt, sondern die Tüten gleich mit. Die gut verdaulichen Papiertüten gibt es zum Beispiel in Naras Touristinfo. Sie kosten einen knappen Euro das Stück.
Trotz ihrer fast 400.000 Einwohner ist die Stadt übrigens gut zu Fuß zu erkunden, vom Bahnhof zum Beispiel kommt man schnell zum Park mit den Hirschen. Nara liegt eine Dreiviertelstunde von Kyoto entfernt und eignet sich deswegen gut für einen Tagesausflug, aber dann wiederum: Wer verlässt Kyoto schon für einen Tagesausflug?