Ich bin kein Fan von Cocktails, aber manchmal trinke ich dann doch einen. An besonderen Orten auf der Welt. Oder Drinks, die mich an irgendeinen fernen Ort …
… erinnern. Solche wie den Antrim Cocktail zum Beispiel, das ist der oben auf dem Foto. Ich hab ihn im Embury in Frankfurt probiert und sehr gemocht.
Das Embury ist eine Bar, auf die das wunderbar altmodische Attribut sophisticated passt: Warmes Licht, leiser Alternative-Country, gedämpfte Gepräche. Nachts um eins gab es bloß einen freien Tisch. Von dem aus konnte man bewundern, wie die Barkeeper auf eine Leiter mit Rollen stiegen. Dann stießen sie sich ab und glitten lautlos an der deckenhohen Backbar entlang, um an selten benötigte Flaschen zu kommen.
Vielleicht gibt es auch deshalb die Rubrik „Forgotten Drinks“ im Embury. Solche wie den Antrim Cocktail: Cognac und zehn Jahre alter Tawny Portwein werden gemixt und anschließend mit Zucker und verschiedenen Bitters abgerundet. Serviert wird der Drink im Embury in einem Glas, in dem ein einzelner, quadratischer und vollkommen reiner Eiswürfel schwimmt, mit dem aufgeprägtem Logo der Bar, wie immer man das so absolut perfekt hinbekommt. Wisse sie auch nicht, hat die Bedienung gemeint, um das Eis kümmere sich der Chef persönlich. Sie hat noch einen Moment lang überlegt und dann gemeint: „Ich habe keine Idee.“
Vielleicht sollte man über solche Dinge auch nicht so lange grübeln, man muss sich ja nicht alles erklären können. Und bestimmt nicht, wieso manches Eis klarer ist als anderes. Und das Licht auch ganz anders zu spiegeln scheint. Wenn man das Glas im richtigen Winkel hält, schimmert das Eis im Antrim wie ein Sonnenuntergang über dem Meer. Und wenn man dann die Augen schließt und einen Schluck nimmt, ist man tatsächlich für einen Moment oben an der nordirischen Küste.